Die Entstehung eines PERRY-Romans (9)

Während der kommenden Wochen erzähle ich über die Arbeit an meinem nächsten PERRY RHODAN-Roman. Diese kleine Blog-Serie soll über die einzelnen Arbeitsschritte, über Leid und Freud beim Schreiben informieren, über Hemmnisse und Hindernisse und Erfolgserlebnisse.  

Ich hab schon mehrmals erwähnt, daß dieser Roman handlungsmäßig in drei Teile zerfällt. Diese Aufteilung hat sich zu Beginn der Schreibarbeit ergeben, und jetzt halte ich mal dran fest.
Derzeit bewege ich mich durch das zweite Drittel der Geschichte. Dieser Part bringt mich doch einigermaßen in die Bredouille – und macht auf der anderen Seite irrsinnigen Spaß. Denn die Erzählperson dieses „Akts“ ist ein, ich muß es so drastisch sagen, ein riesiges Arschloch. Ein Wesen, das völlig gefühlskalt ist, das andere Geschöpfe nach seinem Geschmack formt und manipuliert. Nennen wir meine Erzählfigur mal Karlo.

Karlo wurde mir im Expo zur Verfügung gestellt, wird dort aber völlig anders dargestellt. In der Handlungsvorgabe steht kaum ein Wort drüber, wie Karlo denn so drauf ist. Im Expo macht er Dinge, die wir als Menschen zwar als zweifelhaft einschätzen würden, aber he, er ist ja ein Alien. Da steht kein Wort davon, wie ungut der Kerl wirklich ist.
Ich nutze den Freiraum, den mir das Expo bietet, um Karlo einen Charakter zu geben, den jeder gesunde Mensch als verwerflich und abscheulich empfinden würde. Damit möchte ich die Leser dort packen, wo es weh tut. Ich will, daß sie diesen Abscheu spüren. Daß sie Karlo abgrundtief hassen. Daß sie seine Taten verurteilen.
Mein Job als PERRY-Autor ist es nun mal, Handlung zu transportieren und nebstbei interessante Geschichten zu erzählen. Solche, die vielleicht nebensächlich erscheinen, die aber auch berühren. Mein Karlo wird in der PERRY-Historie nur schwerlich über eine Fußnote hinauskommen. Aber ich möchte, daß er in Erinnerung bleibt. Als „starke“ Figur, die, wenn meine vagen Pläne aufgehen, durch einen letzten Moment der Schwäche dann doch begreiflich wird.

Während der nächsten drei Schreibtage werde ich auf diesen Augenblick des Versagens hinarbeiten. Meine Ideen dazu sind noch längst nicht ausgereift und es kann sein, daß ich völlig umschwenke und während der Arbeit eine andere Lösung für Karlo finde. Aber das Zusammentreffen mit ihm ist … hm … faszinierend. Ich ekle mich vor Karlo und ich würde ihm, würde ich ihm im realen Leben begegnen, vermutlich einen festen Tritt in den Schritt verpassen. Und anhand dieses Gefühls merke ich, daß ich auf dem richtigen Weg bin. Denn es geht beim Schreiben, wie gesagt, sehr viel darum, Emotionen auszulösen.

Das große Risiko bei diesem Manuskript ist übrigens, daß mein Redakteur mit meiner Figurenführung nicht einverstanden sein könnte. Das ist ein bißl ein Vabanque-Spiel für alle Beteiligten. Ich könnte meinem Redakteur jetzt noch gar nicht sagen, wie sich Karlo letztendlich entwickeln wird. Andernfalls hätte ich längst ein Gespräch gesucht und meine Pläne durchbesprochen. Es heißt: hopp oder tropp.

Nun, ich hab mich auf dieses Spiel eingelassen. Jetzt muß ich es konsequent zu einem Ende bringen.

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