Interview mit … Manfred Weinland

In wenigen Tagen erscheint die SF-Serie BAD EARTH in Form von E-Books. Damit hat eine neue Leser-Generation die Gelegenheit, die 45 Romane einer bunten, phantasievollen und spannenden Serie zu lesen,  die vor etwa 15 Jahre entstanden ist. 
Ich habe Manfred Weinland, dem Erfinder von BAD EARTH, einige Fragen gestellt. 

F: Manfred, die BAD EARTH-Heftromane erscheinen nunmehr beim Bastei-Verlag als E-Books. Wie siehst Du denn die Serie aus heutiger Sicht? Wie sehr war BAD EARTH Dein „Kind“?

WeinlandA: Sie war, ist und bleibt mein Kind durch und durch. Aber immerhin musste ich es nicht als „alleinerziehender Vater“ großziehen, sondern hatte großartige Unterstützung – von so wundervollen Autoren wie … hm, jetzt will mir partout der Name nicht einfallen. Kannst du mir da vielleicht zufällig helfen? *Lach.*
Im Ernst: Die Wehen der Serien-Geburt waren im Vergleich zu den Nachwehen, als feststand, dass es im Heft nicht weitergehen wird – also so um Band 42 rum –, ein Klacks. Immerhin gestand der Verlag mir einen abschließenden Doppelband zu, um all die losen Fäden möglichst doch noch in akzeptabler Weise zu verknüpfen. Das ist beileibe nicht selbstverständlich. Es gibt Beispiele zuhauf, wo von den Machern einer Fortsetzungsgeschichte vergeblich auf solche Karenz gehofft wurde.
Serieneinstellungen machen ja keinem Beteiligten Freude, am allerwenigsten den Verlagen, die diese Entscheidung treffen. Ich war also bei aller Trauer und Enttäuschung doch auch dankbar, dass ich die Chance erhielt, einen einigermaßen runden Abschluss hinzubiegen. Mit dem Resultat bin ich, wie mit der Serie selbst, auch heute noch zufrieden. Aber was noch wichtiger ist: Auch die Leser konnte ich damit, wenn ich mich an die Stimmen, die mich erreichten, denke, versöhnlich stimmen.

BAD EARTH war in mancherlei Hinsicht erfrischend anders als vieles, was ich selbst von Jugend an konsumiert habe. Ich bin mit PERRY RHODAN und REN DHARK aufgewachsen, zwei Serien, die durchaus prägend waren, zugleich aber den Wunsch weckten, die Menschheit bei ihrem Vorstoß ins All in ähnlicher Weise zu schildern, wie sonst nur die Außerirdischen dargestellt wurden: als die eigentlichen Bösewichte, deren unbedingter Expansionswille alle, wirklich alle Mittel heiligt. Daneben wollte ich möglichst interessante und exotische Extraterrestrier erschaffen; meine absoluten Lieblinge in dieser Hinsicht sind die anorganischen Jay’nac und die pflanzlichen Aurigen, bei denen besonders Cy in Erinnerung geblieben ist. Du hingegen wirst die Nargen ins Herz geschlossen haben, weil du mit einem ihrer Vertreter, Jiim, in die Serie eingestiegen bist und die Figur in wirklich überragender Weise mit Leben erfüllt hast.

Was die liebgewonnenen Charaktere angeht, ließe sich die Liste noch lange fortsetzen: die Stammcrew der RUBIKON mit John Cloud, Scobee und Jarvis etwa (genaugenommen muss man auch die Schiffs-KI SESHA dazu zählen, sie war sicher auch viel mehr als nur eine Stimme aus dem „Off“). Später dann Jelto, besagter Jiim und Darnok, der die Zeit manipulieren konnte. Doch, doch, es kommen durchaus melancholische Erinnerungen auf, allerdings ist es erst zwei Jahre her, dass die Serie – in der Buchfortsetzung – tatsächlich abgeschlossen wurde. Im Dezember 2015 erschien das finale Hardcover 44 im Zaubermond-Verlag, und das hat dann noch einmal richtig weh getan.

F: Wie ist die Idee zur Serie denn entstanden? Ist der Bastei-Verlag an Dich herangetreten, hast Du selbst Vorschläge gemacht?

A: Ich habe das bei anderen Gelegenheiten schon geschildert. Ich stand damals in gutem Kontakt mit Peter Thannisch, der den scheidenden Rainer Delfs als Chefredakteur beerben sollte. Peter meldete sich immer mal wieder, weil er auch die alten JERRY COTTON-Romane von mir in der Nachauflage redigierte, und bei einem dieser Gespräche erwähnte ich dann ohne jede Erwartung oder einen Hintergedanken, dass ich ja eigentlich immer eingefleischter Science-Fiction-Fan gewesen sei und es jammerschade finde, dass Bastei so gar nichts mehr auf diesem Sektor startet. Zu diesem Zeitpunkt (2002) war es zwei Jahrzehnte her, dass der letzte Versuch in dieser Hinsicht, „Die Terranauten“, als Heftserie mit der Nummer 99 eingestellt worden war.

Peters Reaktion war denkwürdig: „Wer sagt das denn? Hast du eine Idee? Wenn ja, schick sie mir rüber, ich schau sie mir an.“

Am darauffolgenden Wochenende schrieb ich die Rohfassung des BAD-EARTH-Konzeptes und schickte sie in den Verlag. Ich weiß nicht mehr, wie lange es genau dauerte, aber mehr als ein paar Tage nicht, bis Peter anrief und mich mit dem lapidaren Satz verblüffte: „Wir machen es.“

Es folgten Treffen im Verlag, bei denen es schon konkret um Aufmachung, Mitautoren und den Termin des Serienstarts ging. Ich schwebte auf Wolke 7, weil es nichts Schöneres gibt als grünes Licht für eine eigene Serie bei einem renommierten Verlag zu bekommen und den ganzen Schöpfungsprozess federführend steuern zu dürfen..

F: Du hast damals einem jungen, noch recht unbedarften Autor die Chance gegeben, bei BAD EARTH mitzumachen. Nämlich mir. Ich werd Dir ewig dafür dankbar sein, daß Du mir diese Chance eröffnet hast. Wenn ich mich recht erinnere, waren diese ersten Zeiten sehr chaotisch. Autoren fielen aus, die Termine waren allesamt arschknapp, Du hattest auch andere Projekte an der Backe … Und dennoch hatten diese ersten Romane was Besonderes. Was, meinst Du, unterschied BAD EARTH von anderen, längst am Markt etablierten Serien?

A: Und schau, was aus dir geworden ist! Den Unterschied zu damals etablierten Serien kann ich als aufgrund des fehlenden Abstands zu BAD EARTH wahrscheinlich nur höchst ungenau benennen. Aber wahrscheinlich war es der Enthusiasmus, mit dem wir die Sache anpackten – das alles war ja auch für uns weitestgehend Neuland, denn in der Verantwortung für einen Serienhintergrund zu stehen, der noch ganz am Anfang seiner Entwicklung steht, ist noch einmal eine ganz andere Nummer, als lediglich Beiträge für ein schon länger laufendes Projekt zu liefern. Und ja: chaotisch ging es durchaus auch zu. Aber das bekamen wir im Laufe der ersten zehn Romane in den Griff. Maßgeblich dafür war ein fester und verlässlicher Autorenstamm, zu dem neben dir ja auch Alfred Bekker und zeitweise Uschi Zietsch (Susan Schwartz) zählten. Und Chaos kann ja durchaus auch beflügeln beziehungsweise befruchtend wirken. Damals wurde so einiges ausgebrütet, was die Serie noch lange Jahre hätte tragen können – und in der Hardcover-Fortführung bei Zaubermond auch getragen hat. Immerhin 44 Bände weit, die immerhin jeweils doppelten Heftumfang hatten.

F: Ich hatte zwei Lieblingsfiguren in der Serie. Den Keelon namens Darnok – und ein felides Wesen namens Boreguir. Wie war das bei Dir, hattest Du auch Lieblinge, die Du besonders gerne eingesetzt hast?

A: Beide von dir erwähnten Figuren waren auf ihre jeweils ganz eigene Art faszinierend, da kann ich dir nur zustimmen. Ich mochte auch Jelto sehr gerne, der dank seiner speziellen Gabe ja geradezu prädestiniert war, den hydroponischen Garten an Bord der RUBIKON zu betreuen. Jarvis wurde ab dann richtig gut, als er gestorben war – biologisch zumindest – und in seinem Amorph-Körper … aber halt, es gibt ja hoffentlich viele Neueinsteiger in die Serie und denen will ich möglichst wenig an Handlung vorweg nehmen! Immerhin sei noch Sobek erwähnt, der mächtigste der 7 Hirten, die ja eine bedeutende Rolle spielen, genau wie ein Gegner, der sich Virgh nennt und … Da! Es passiert schon wieder! Zügele mich, wenn ich es nicht selbst tue. J

F: Mit Heftroman 45 war (vorerst) Schluss bei BAD EARTH. Ich gehe mal davon aus, dass Bastei wegen sinkender Verkaufszahlen die Reißleine gezogen hat. Ich glaube nicht, dass es inhaltliche Schwächen waren, die zum Aus geführt haben, sondern eher, dass das Konzept von BAD EARTH sich zu sehr von dem anderer Serien unterschieden hat und die Leser nicht dafür bereit waren. Was meinst Du?

A: Ein wichtiger Punkt meiner Meinung nach für das letztendliche Scheitern war auch der Erscheinungsrhythmus. Wir erzählten ja keine völlig für sich stehenden Einzelabenteuer, die mit einer wiederkehrenden Crew besetzt waren, sondern, genau wie bei Perry Rhodan, eine einzige große Fortsetzungsgeschichte. Dafür war der zeitliche Abstand zwischen zwei Heften, 14 Tage, einfach zu groß. Die gleiche Erfahrung hatte ich ja schon mit VAMPIRA gemacht, und ich hätte es – bei entsprechendem Autorenstamm und der verlagsseitigen Bereitschaft – selbstredend gerne bei BAD EARTH anders gemacht. Aber dafür gab es leider kein grünes Licht. Was ich akzeptieren und wenigstens versuchen musste, das Beste daraus zu machen.

F: Der Zaubermond-Verlag hat BAD EARTH in Lizenz übernommen und die Serie weitergeführt. Du durftest nochmals 44 Bücher schreiben bzw. schreiben lassen. Hat BAD EARTH mit dem Übergang zu Zaubermond eine neue Richtung eingeschlagen, hat sich Deine Arbeit wesentlich durch das Buchformat verändert?

A: Die Verdoppelung des Textumfangs pro Band führte in der Tat auch zu einer leicht veränderten Herangehensweise beim Schreiben. Das ist sicher richtig. Ob der Leser davon viel gemerkt hat, kann ich nicht sagen. Der Spannungsbogen wurde meistens über vier Bücher hinweg aufgebaut und nach jedem Viererblock neu entschieden, ob es mit der Serie weitergehen wird; wie sich jeder denken kann, waren das Hauptkriterium die Verkaufszahlen. Immerhin zehnmal gingen wir so in die Verlängerung.

F: Zuletzt noch eine Frage zu Deinen derzeitigen Aktivitäten. Du schreibst ab und an bei MADDRAX mit und bei PROFESSOR ZAMORRA. Wo hinterlässt Du denn sonst noch Deine Fußspuren?

A: Aktuell reicht mir das vollkommen. ZAMORRA schreibe ich unter meinem Pseudonym Adrian Doyle, das ich auch schon für VAMPIRA verwendete, sehr, sehr gerne. Ich kann mich darin nach Herzenslust austoben, weil diese älteste noch laufende Horrorserie von Bastei auch einen starken Science-Fiction- und Fantasy-Einschlag hat. Und bei MADDRAX erscheint demnächst mit Band 473, „Die UFO-Sekte“, tatsächlich nach längerer Zeit mal wieder ein Beitrag von mir. Im Zuge des E-Book-Booms werden ja auch viele meiner älteren Sachen nachveröffentlicht. Wer sich dafür interessiert, braucht nur meinen Namen auf den einschlägigen Portalen einzugeben. Über Feedback freue ich mich immer, insbesondere auch die Serie betreffend, über die wir gerade sprechen.

Lass mich bei dieser Gelegenheit einen herzlichen Gruß an alle Alt- und Neuleser richten und dir für dein Engagement, damals wie heute, danken.

 

 

Das © der E-Book-Cover 1 – 6 liegt beim Bastei Verlag, das © des Portraitbilds bei Manfred Weinland.

 

 

 

 

 

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